ALLGEMEINE INFORMATIONEN
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Was ist der „Gute Ganztag“?
Der Begriff „Guten Ganztag“ beschreibt ein ganzheitliches Bildungs- und Betreuungsangebot, das über den klassischen Schulunterricht hinausgeht. Ziel der Ganztagesbildung ist es, Kindern und Jugendlichen ein strukturiertes, förderndes und unterstützendes Umfeld zu bieten, das Lernen, Freizeit und soziale Interaktion miteinander verbindet. Der „Gute Ganztag“ berücksichtigt die Bedürfnisse der Schüler:innen und orientiert sich an den Prinzipien der Bildungsgerechtigkeit, Chancengleichheit und der individuellen Förderung.
Warum ist der „Gute Ganztag“ wichtig?
In einer zunehmend komplexen Gesellschaft hat Ganztagesbildung eine zentrale Bedeutung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Sie bietet:
Für evangelische Kirchengemeinden und deren Kinder- und Jugendarbeit bietet der „Gute Ganztag“ die Möglichkeit, Werte wie Gemeinschaft, Solidarität und Verantwortung aktiv in die Bildungslandschaft einzubringen.
Die Rolle evangelischer Kirchengemeinden und kirchlicher Bildungsträger im Ganztag
Kirchengemeinden und evangelische Jugendarbeitsträger haben eine lange Tradition in der Bildungs- und Betreuungsarbeit, etwa durch Kindergärten, Jugendgruppen, Waldheimangebote und Ferienfreizeiten. Im “Guten Ganztag” können sie:
Religiöse und ethische Bildung anbieten, die Kindern Orientierung und Werte vermittelt.
Sozialdiakonische Arbeit leisten, um Familien in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen.
Räume für Begegnung schaffen, die den Alltag bereichern und spirituelle Erfahrungen ermöglichen.
Die Beteiligung der evangelischen Kirche kann die Ganztagesförderung um eine wichtige Dimension erweitern, indem spirituelle Themen in einer offenen und inklusiven Weise eingebracht werden.
Grundprinzipien des „Guten Ganztages“
Der „Gute Ganztag“ basiert auf folgenden Grundsätzen:
Gesetzliche Rahmenbedingungen und Förderung
Im Juni 2014 hat die Evangelische Landeskirche in Württemberg gemeinsam mit vielen weiteren Partnern mit dem Land Baden-Württemberg die Rahmenvereinbarung „Kooperationsoffensive Ganztagsschule: Ganztagsschule öffnen - Netzwerke bilden - Kinder und Jugendliche stärken“ abgeschlossen. Darüber hinaus haben die Kirchen in Baden-Württemberg im April 2015 mit dem Kultusministerium Baden-Württemberg eine Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit im Rahmen der Ganztagsschule vereinbart, in der insbesondere die kirchlichen Potentiale benannt und Fragen bezüglich der weltanschaulichen Positionierung von Kirche in der Ganztagesbetreuung geklärt werden.
Mit der Einführung des Rechtsanspruchs auf ganztägige Förderung in Tageseinrichtungen nach § 24 SGB VIII (4) ab dem Schuljahr 2026/27 für Kinder im Grundschulalter, hat der Gesetzgeber die Bedeutung der Ganztagesbetreuung unterstrichen.
Evangelische Kirchengemeinden und evangelische Jugendarbeitsträger können von diesen Fördermitteln profitieren, wenn sie sich aktiv in die Ganztagesgestaltung einbringen. So können beispielweise Ganztagsschulen nach § 4a Schulgesetz in Baden-Württemberg bis zu 70% der zusätzlich für den Ganztagsbetrieb zugewiesenen Lehrerwochenstunden monetarisieren und damit Personal außerschulischer Partner:innen finanzieren.
Die Kirchen in Baden-Württemberg haben darüber hinaus gemeinsam mit dem Landessportverband, dem Schwäbischen Chorverband, dem Landesjugendring und anderen außerschulischen Partnern mit Städtetag und Gemeindetag das Modell „Verlässliche Kooperation“ vereinbart, das auch in kommunalen Betreuungsangeboten eine auskömmliche Finanzierung von hauptamtlichem Personal und qualifiziertem Ehrenamt ermöglicht.
Formen der Ganztagesbildung
Im Bereich des Ganztags gibt es verschiedene Modelle, die sich in ihrer Struktur, Organisation und Zielsetzung unterscheiden. Diese Vielfalt ermöglicht es, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Kindern, Eltern und lokalen Gegebenheiten einzugehen. Hier sind die wichtigsten Formen:
Ganztagsschulen
Die Ganztagsschule ist eine Schulform, bei der Bildung, Betreuung und Freizeit in einem ganzheitlichen Konzept miteinander verbunden werden. Es gibt drei Hauptvarianten:
Gebundene Ganztagsschule:
Offene Ganztagsschule:
Teilgebundene Ganztagsschule:
Für den Besuch von Ganztagsschulen nach § 4a Schulgesetz entstehen für die Eltern – mit Ausnahme des Mittagessens – keine Kosten.
Hort
Betreute Grundschule
Die Betreute Grundschule bietet eine flexible Betreuungslösung, häufig ohne ein vollwertiges Ganztagskonzept. Merkmale:
Kooperation mit außerschulischen Partnern
In vielen Ganztagskonzepten arbeiten Schulen und externe Partner, wie Kirchengemeinden, Vereine oder Musikschulen, zusammen. Diese Kooperationen bereichern die Ganztagesbetreuung durch:
Ferienbetreuung
Die Ferienbetreuung ist ein wichtiges Ergänzungsangebot der Ganztagesbetreuung, besonders für berufstätige Eltern. Sie wird oft von Trägern wie Kirchengemeinden, Vereinen oder Schulen organisiert. Inhalte:
Jede Form der Ganztagesbildung hat ihre eigenen Stärken und Zielgruppen. Für evangelische Kirchengemeinden und evangelische Jugendarbeitsträger bietet sich die Möglichkeit, als Partner in den verschiedenen Modellen mitzuwirken – sei es durch direkte Trägerschaft, Mitarbeit oder das Einbringen spezifischer Angebote, die christliche Werte und Gemeinschaft fördern.
UNSER KONZEPT
Weiterentwicklung und Vernetzung der Bildungsarbeit
Im Rahmen des Prozesses des Bildungsgesamtplans der Evangelischen Landeskirche in Württemberg wurde ein Konzept auf Basis umfassender Analysen erstellt, durch das die Bildungsarbeit weiterentwickelt und vernetzt wird. Zentral sind hierbei die beiden Kernprozesse “Es entstehen zeitgemäße Angebote” und “Es entsteht Vernetzung und Kooperation”.
Bei den im lila Rahmen des Schaubilds dargestellten Aspekten handelt es sich um Unterstützungsprozesse, welche die Kernprozesse ermöglichen. Den Rahmen für das Konzept bildet “religiöse Bildung”.
Mit den Elementen des Prozesses Bildungsgesamtplanung wird
der “Gute Ganztag” zu einem Ort der Förderung, Gemeinschaft und Wertebildung.
Starke Netzwerkarbeit und Kooperationen
Kernprozess in der Bildungsgesamtplanung
Wir haben die Infrastruktur und das Netzwerk, um Kooperationen im “Guten Ganztag” schnell und nachhaltig umzusetzen.
Bedarfsgerechte und zeitgemäße Angebote
Kernprozess in der Bildungsgesamtplanung
Wir bieten innovative und anpassungsfähige Programme, die exakt auf die Anforderungen einer guten Ganztagesbetreuung zugeschnitten werden können.
Räume für Bildungs- und Begegnungsmöglichkeiten
Unterstützungsprozess in der Bildungsgesamtplanung
Wir stellen nicht nur Räume, sondern schaffen mit diesen Orten einzigartige Beziehungs-, Bildungs- und Begegnungsmöglichkeiten, die Kindern Orientierung und Geborgenheit bieten – zentrale Elemente des „Guten Ganztages“.
Angebote zielgruppengerecht kommunizieren
Unterstützungsprozess in der Bildungsgesamtplanung
Die evangelische Kirche nutzt ihre Kommunikationsstärke, um Vertrauen aufzubauen, Eltern einzubinden und den „Guten Ganztag“ als attraktives Angebot zu positionieren.
Professionelle Strukturen und Qualitätssicherung
Unterstützungsprozess in der Bildungsgesamtplanung
Wir sind durch unsere etablierten Prozesse in der Lage, die Qualität der Ganztagsbetreuung langfristig sicherzustellen.
Moderne digitale Lösungen
Unterstützungsprozess in der Bildungsgesamtplanung
Die Kirche bringt digitale Kompetenz und moderne Technologien mit, um Ganztagesbetreuung zugänglich, flexibel und effizient zu machen.
UMSETZUNG
Räumliche und organisatorische Gestaltung
Impulse für die Umsetzung
Verfügbare Räumlichkeiten
Ausstattung
Koordination und Organisation
Pädagogisches Betreuungskonzept
Impulse für die Umsetzung
Hausaufgabenbetreuung und Lernförderung
Kreativ- und Kulturangebote
Religionspädagogische Impulse und Wertevermittlung
Bewegungs- und Sportangebote
Gesunde Ernährung und gemeinsames Essen
Zusammenarbeit und Netzwerke
Impulse für die Umsetzung
Kooperationen innerhalb der Gemeinde
Zusammenarbeit mit externen Partnern
Öffentlichkeitsarbeit und Information
Impulse für die Umsetzung
Die Kirchengemeinden und evangelischen Jugendarbeitsträger informieren regelmäßig über das Betreuungsangebot.
Gemeindebriefe und Aushänge
Website und Social Media
Informationsveranstaltungen
Qualitätsmanagement und Evaluation
Impulse für die Umsetzung
Um die Qualität der Betreuung langfristig zu sichern, werden regelmäßige Evaluationsmaßnahmen durchgeführt.
Feedbackschleifen mit Eltern und Kindern
Reflexionsgespräche im Team
Fortbildungen und Schulungen
GUTE BEISPIELE
Jungschar & Koordination Jugendbegleiter
In einer kleinen ländlichen Gemeinde mit 1.800 Einwohnern nehmen etwa 30 der 80 Grundschüler:innen am Ganztag teil. Als die Grundschule auf die Suche nach Kooperationspartnern ging, konnten viele Vereine trotz gutem Willen kein Angebot stemmen, da ihnen die Mitarbeitenden fehlten.
Die örtliche Kinder- und Jugendarbeit war gerade dabei, eine Jugendreferentenstelle zu schaffen. Aus eigenen Mitteln war es der örtlichen Kinder- und Jugendarbeit und der Kirchengemeinde nicht möglich, eine attraktive 100%-Stelle zu finanzieren. Gleichzeitig war die Kommune auf der Suche nach einem Koordinator für das Jugendbegleiterprogramm an der Schule: So kam es zur Kooperation von Schule, Kommune und örtlicher Kinder- und Jugendarbeit: die örtliche Kinder- und Jugendarbeit stellte seinen Jugendreferenten zu 25% für Koordinationsaufgaben des Jugendbegleiterprogramms zur Verfügung. Im Gegenzug finanzierte die Kommune einen entsprechenden Stellenanteil.
Der Jugendreferent sucht nun in Absprache mit den Vereinen vor Ort Mitarbeitende für Angebote an der Grundschule, koordiniert die verschiedenen Aktivitäten und sorgt für eine verlässliche Betreuung, wenn jemand kurzfristig ausfällt. Er ist Bindeglied zwischen Lehrkräften, Ehrenamtlichen, Jugendbegleiter:innen und Vereinen.
Außerdem bietet er regelmäßig ein Jungscharangebot an: Sport & Spiel, Lieder, Kreativangebote und christliche Inhalte wie beispielsweise biblische Geschichten oder eine Andacht.
Bläserklasse
Ein Bezirksjugendwerk bietet zusammen mit dem Posaunenchor einer Kirchengemeinde und der örtlichen Musikschule eine Jungbläserausbildung an einer Ganztagsgrundschule an. Kinder ab der 3. Klasse können in der Bläserklasse Trompete oder ein anderes Blechblasinstrument lernen.
Angeleitet werden die 10 Schüler:innen dabei von einer Lehrkraft der Musikschule. Dieser Teil findet in den Räumen der Grundschule statt. In einer zweiten wöchentlichen Unterrichtsstunde wird das Erlernte durch ehrenamtliche Jungbläserleiter des Posaunenchors vertieft. So lernen die Kinder die Jungbläserarbeit des Posaunenchores kennen und können in den Chor hineinwachsen. Nach der 4. Klasse werden die Jugendlichen in die Jungbläserarbeit des Posaunenchors integriert. Zusätzlich werden Jungbläserwochenenden oder Jungbläsersamstage durchgeführt. Dazu können auch Jungbläser:innen aus bestehenden Gruppen dazu stoßen.
Die Schüler:innen treten mit Unterstützung des Posaunenchores beispielweise bei Schulfesten sowie Schul- und Schülergottesdiensten auf.
Betreuungsangebot der Familienbildung
Ein erfolgreiches Betreuungskonzept bietet Schüler:innen eine stabile und fördernde Umgebung, die den Schulalltag ergänzt und Familien entlastet. Das Angebot der Familienbildungsstätte umfasst drei zentrale Bausteine: verlässliche Grundschulbetreuung, Ganztagesangebote und Ferienbetreuung. Diese sichern eine Betreuung sowohl während der Schulzeit als auch in den Ferien und bieten flexible Zeiten, die den Bedürfnissen der Eltern angepasst sind.
Das Konzept basiert auf einem pädagogischen Ansatz, der gemeinsam mit den Schulen entwickelt wurde. Der Fokus liegt auf der ganzheitlichen Förderung der Kinder durch spielerische und soziale Aktivitäten. Dabei steht die persönliche Entwicklung der Schüler:innen im Vordergrund, während bewusst auf Unterricht während der Betreuungszeiten verzichtet wird.
Die Betreuung wird von geschulten Fachkräften durchgeführt, die den Kindern eine sichere und unterstützende Umgebung bieten. Ein vielfältiges Angebot ermöglicht den Schüler:innen, Kreativität, Teamgeist und soziale Kompetenzen zu entwickeln, während sie gleichzeitig Raum für Entspannung und Erholung erhalten.
Die organisatorischen Rahmenbedingungen, wie Anmeldefristen, Mindestgruppengrößen und die Bereitstellung geeigneter Räumlichkeiten durch die Schulen, schaffen Verlässlichkeit. Eine transparente und frühzeitige Kommunikation mit den Eltern gewährleistet, dass sich Familien auf das Angebot verlassen können.
Dieses durchdachte Betreuungskonzept zeigt, wie pädagogische Qualität, Familienfreundlichkeit und organisatorische Effizienz erfolgreich kombiniert werden können. Es dient als Vorbild für die Gestaltung moderner Betreuungsangebote, die Schüler:innen fördern und Familien entlasten.
Sommerferienprogramm / Waldheimarbeit
Beispiel Sommerferienprogramm
Immer in der ersten Woche der Sommerferien organisiert eine örtliche Kinder- und Jugendarbeit in langjähriger Kooperation mit der Kommune und den örtlichen Vereinen eine Ferienwoche für bis zu 90 Kinder von 6-10 Jahren. Morgens um 8:30 Uhr beginnt der Tag mit einem gemeinsamen Frühstück. Anschließend gibt es ein vielfältiges Programm, an dem (fast) alle Vereine & Organisationen der Kommune beteiligt sind: die örtliche Kinder- und Jugendarbeit, der Fußballverein, der Tennisclub, die Ortsbücherei, das Jugendhaus, der Angelverein, das Rote Kreuz, die Jugendfeuerwehr, der Obst- und Gartenbauverein und viele mehr.
Koordiniert wird das Angebot von den ehrenamtlichen Mitarbeitenden der örtliche Kinder- und Jugendarbeit, die auch das große Veranstaltungszelt aufbauen und für die Verpflegung verantwortlich sind. Nach dem gemeinsamen Abendessen endet das Programm gegen 18:30 Uhr.
Beispiel Waldheimarbeit
Seit rund 100 Jahren bietet ein evangelisches Waldheim in den Sommerferien für bis zu 2.000 Kinder ein verlässliches Betreuungsangebot. Kinder im Alter von 6-15 Jahren werden morgens mit Sonderbussen abgeholt und zum Waldheimgelände gebracht.
Die Kinder verbringen ihren Tag in Gruppen von 20-25 Kindern. Dabei werden sie von Ehrenamtlichen betreut, die in regelmäßigen Schulungen qualifiziert werden und dabei die Jugendleitercard (JULEICA) erwerben.
Im Waldheim werden die Kinder voll verpflegt: es gibt Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Der Tag ist gefüllt mit Spielen im Wald, Wasser- und Schlammschlachten, Basteln, Lagerbauen, Liedern und Geschichten. Nach einem erfüllten Tag werden die Kinder abends wieder mit dem Bus nach Hause gebracht.
Im Waldheim wird Inklusion großgeschrieben: auch Kinder mit erhöhtem Betreuungsaufwand sind willkommen.
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Broschüre Guter Ganztag
Checkliste
Präsentation Guter Ganztag
Powerpoint
Übersicht Formen der Ganztagesbetreuung